Petris Geschichte

Die ev.-ref. Petri-Gemeinde ist die kleinste und zugleich die größte der Mindener Kirchen-Gemeinden. Ihre gut 1200 Gemeindeglieder wohnen nämlich zerstreut im gesamten Kreis Minden-Lübbecke, der in seiner Aus- dehnung etwa dem ehemaligen Fürstbistum Minden entspricht.
Nach dem 30-jährigen Krieg, durch den Friedensschluss zu Münster und Osnabrück, ging das Bistum Minden als ein weltliches Fürstentum in die Hände des Großen Kurfürsten (der selbst reformiert war) über. Bis dahin waren die Mindener Reformierten von Zeit zu Zeit von dem Hofprediger der ref. Schlosskirche zu Bückeburg mitbetreut worden. Nun sah es der Große Kurfürst als eine seiner ersten Aufgaben an, seinen Glaubensgenossen und vor allem seinen Beamten, die sich überwiegend zur reformierten Kirche hielten, ein eigenes Gotteshaus zu beschaffen.

Gemeindegründung 1651 in Petershagen

Die Kirchen der Stadt Minden waren, als man an die Gründung einer ref. Kirche dachte, bereits in festen Händen. Da die Petershäger Schloßkirche in fürstlichen Besitz übergegangen war, versammelten sich die Reformierten zunächst dort. Am 23. Februar 1651 wurde Johann Heukerodt als erster Prediger in diese Stelle berufen.

Seit 1670 in Minden

1670 erfolgte die Verlegung der Regierung und des Konsistoriums von Petershagen nach Minden und damit die Übersiedlung der meisten ref. Gemeindeglieder, der Beamten. Ein Haus in der Ritterstraße konnte erworben werden und zum Teil als Privathaus für den Prediger, zum Teil als kleine Kirche umgebaut werden. Am 6. September 1674 fand der Einweihungsgottesdienst in dem recht bescheidenen Gotteshaus statt. Schon bald wurde der Kirche auch eine eigene Schule angegliedert und ein “Rektor” berufen. Bei Erkrankung oder Verhinderung des Pfarrers hatte er auch die Predigtvertretung zu übernehmen.

Petri und die Preußen

Da das preußische Königshaus selbst reformiert war, durften die Reformieren Pfarrer in Minden den Titel “Hofprediger” führen. Auf Grund eines Kabinettbefehls König Friedrich III. hatte der jeweilige Hofprediger der ref. Kirche Sitz und Stimme im Gesamtkonsistorium der ev. Kirche zu Minden-Ravensberg. Er nahm dadurch an Prüfungen der Kandidaten für das luth. und ref. Pfarramt, wie auch an Lehrerprüfungen, teil. Gleichzeitig hatten die Hofprediger den Rang eines Superintendenten für die ref. Kirchen und Schulen in den Bezirken Herford, Lübbecke, Bielefeld und in der Grafschaft Ravensberg. Der Hofprediger unterstand auch nicht dem Mindener Konsistorium, sondern dem 1713 berufenen Kirchen-Direktorium in Berlin. Anfang des 19. Jahrhunderts legte Ernst-Rudolf Niemöller, der damalige Pastor, den Titel “Hofprediger” auf Grund einer Verordnung Friedrich Wilhelm IV. ab. Das bedeutete von nun an, dass die ref. Geistlichen nicht ohne weiteres Mitglieder des Konsistoriums waren, sondern wenn es der jeweilige Landesherrn wollte.

1743 wurde die Petrikirche eingeweiht

Der bis dahin bestehende kirchliche Raum für die ref. Gemeinde zu klein geworden war, wurde ein Neubau geplant. Am 15. Dezember 1743, am 3. Advent, konnte die jetzige ref. Kirche in der Ritterstraße in einem feierlichen Gottesdienst der Gemeinde übergeben werden. Die Kirche war zunächst im französischen Stil als Rundkirche gebaut worden, in ganz schlichter Weise als Auditorium für das Hören des Gotteswortes.

Turmbau 1897

Der Anbau des 36 Meter hohen Turmes entsprach dem Zeitgeschmack des Jahres 1897, mit dem damit verbundenen Umbau der Kirche wurde der ursprüngliche Stil als reformierte Kirche leider verwischt. Es gab eine Längsausrichtung im Basilikastil sogar mit zwei Fenstern, die die Kreuzigung und Auferstehung Jesu darstellten.

Wiederherstellung des ursprünglichen Kirchenraums im Jahre 1972

Anfang der siebziger Jahre wurde die Petrikirche renoviert und die für eine reformierte Kirche typische Anordnung der Sitzplätze rund um Kanzel und Abendmahlstisch wiederhergestellt. 1973 wurde die heutige Orgel von der Firma Flentrop aus Zaandam/Niederlande erbaut.

Zur Petrigemeinde gehört auch die Geschichte der Hugenotten in Minden

Eng mit der Geschichte der reformierten Gemeinde ist das Schicksal der französischen Kolonie in Minden verbunden. Hugenotten, die seit der Aufhebung des Edikt zu Nantes in Frankreich keine Glaubensfreiheit mehr hatten, siedelten sich auch in Minden an. Von 1686 bis 1807 gab es eine selbstständige franz.-ref. Gemeinde in Minden mit einem eigenen Geistlichen. In der Petrikirche wurde vormittags Gottesdienst für die deutsch-ref. Gemeinde und nachmittags für die franz.-ref. Gemeinde gefeiert. 1807 ging dann die französische Gemeinde mit ihrem ganzen Vermögen zur deutsch-reformierten Gemeinde über. Noch heute erinnern Mindener Namen wie Rousseaux, Lacour, d´Arragon an die franz. Kolonie.

Auch heute noch reformierter Gottesdienst

Der Gottesdienst der ev.-ref. Petrigemeinde ist zumeist ein ausgesprochener Predigtgottesdienst. Zum Besonderen dieses Gottesdienstes mit seiner schlichten Liturgie gehört die sonntägliche Katechismuslesung aus dem Heidelberger Katechismus von 1563, der das Bekenntnisbuch der ev.-reformierten Christen ist.