Das Wort

Das ist das Wunder der Heiligen Nacht, dass in die Dunkelheit der Erde
die helle Sonne scheint.
Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910)


Liebe Gemeinde!
sicherlich hat es in diesem Jahr für die meisten Menschen sowohl schöne, glückliche, aber auch traurige und schwierige Zeiten gegeben. Ein Glück, wenn in der eigenen Familie und Umgebung freudige Ereignisse geteilt werden konnten, es aber auch gelang, Schweres miteinander zu teilen und zu tragen. Ein Glück, wenn das auch in der Gemeinschaft einer Gemeinde gelingt, wenn besondere Herausforderungen anstehen. Das zu Ende gehende Jahr brachte aber auch besonders schlimme, erschütternde und frustrierende Nachrichten hervor. Naturkatastrophen wie übergroße Hitze und verheerende Überschwemmungen, aber besonders auch der Krieg in der Ukraine und nun, nach dem verbrecherischen Überfall der Hamas auf
Israel, die sich immer mehr zuspitzende Situation dort für die Menschen in Israel und Gaza. Und auch die politischen Probleme um Inflation, der stagnierenden Wirtschaft, Migration und fehlende Arbeitskräfte und Finanzen für soziale Aufgaben und das Erstarken rechten Gedankengut verunsichern und beunruhigen viele Menschen. Die Nachricht vom Rücktritt unserer westfälischen Präses und EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus und die Gründe dafür erschüttern uns zusätzlich als Kirche. Negative Ereignisse werden oft mit dem Begriff dunkle Zeiten umschrieben und gefühlt erleben wir die gerade besonders heftig. Friedrich von Bodelschwingh, der Gründer von Bethel erlebte selbst dunkelste Zeiten in seinem Leben, etwa als seine vier Kinder innerhalb von nur zwei Wochen alle an Diphterie sterben. Durch verschiedene Tätigkeiten erlebt er die Dunkelheiten im Leben armer Menschen sowie das Leid der Soldaten auf den Schlachtfeldern des 19. Jahrhunderts. Sein tiefer Glauben gab ihm immer wieder neue Hoffnung und Mut, weiterzumachen und sich besonders auch für andere wie z.B. Menschen mit Behinderungen, Kranke
und Obdachlose einzusetzen. Und er sah im Ereignis der Heiligen Nacht, der Menschwerdung Gottes in dem Kind Jesus Christus das große Wunder, das sein Leben immer wieder aufhellte. Wir genießen die Zeit der Lichter in guten Zeiten gewiss auch durch die Atmosphäre und all das, was an Äußerlich- und Innerlichkeiten mit Weihnachten verbunden ist, aber gerade dann, wenn es wahrlich dunkle Zeiten gibt, ist das Wunder der Heiligen Nacht der Grund für einen Trost, den sonst nichts und niemand geben kann.

Hier nun das ganze Gedicht von Bodelschwingh:
Das Wunder der Heiligen Nacht

Weihnachten ist das große Wunder
der vergebenden Gnade Gottes
den verlorenen Leuten bietet ER ewiges Leben.
Das ist das Wunder der Heiligen Weihnacht,
dass ein hilfloses Kind unser aller Helfer wird.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass in die Dunkelheit der Erde die helle Sonne scheint.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass traurige Leute ganz fröhlich werden können.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht:
Das Kind nimmt unser Leben in seine Hände,
um es niemals wieder loszulassen.

Ihnen und Euch allen eine schöne und helle Advents- und Weihnachtszeit
sowie ein gesegnetes neues und friedvolles Jahr 2024.

                                           Ihr/Euer Bernhard Speller

Wunderbar-geheimnisvolle Titel werden ihm von Jesaja mitgegeben:
Wunder-Rat; Gott-Held; Ewig-Vater; Friede-Fürst.
Für uns gehört ein weiterer Titel unabweisbar dazu: CHRISTUS –
ERLÖSER.
Er, der am Kreuz selbst durch dunkelste Angst und Verzweiflung, ja sogar
die Angst, von Gott verlassen zu sein, hindurchgegangen ist, wird für uns
das Hoffnungslicht, das die Dunkelheit überwindet, die in uns und die,
welche uns von außen bedrängt.
Nicht ohne Grund widmet sich ein – den meisten wohl eher wenig bekann-
tes -Adventslied in unserem Gesangbuch (EG 20) der Verheißung des
Jesaja. Lassen wir den Verfasser des Liedtextes, Jürgen Hensky, den Jesaja-
Text für uns sprechen:
Das Volk, das noch im Finstern wandelt – bald sieht es Licht, ein großes
Licht. Heb in den Himmel dein Gesicht und steh und lausche, weil Gott
handelt.
Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen, wo Tod den schwarzen Schatten
wirft: Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft euch jetzt nicht mehr verlassen
wähnen.
Da wo wir nicht mehr weiter wissen, handelt Gott. Auf ihn dürfen wir
getrost hoffen. Ängste – welche auch immer – müssen uns nicht länger
verzagen lassen.
Und ebenso wie der Friede-Fürst bei Jesaja Soldatenstiefel und
Soldatenmäntel ins Feuer verbannt (Jes 9,4) und dauerhaften Frieden
einkehren lässt (Jes9,6), greift auch das Kirchenlied dessen Friedensvision
in berührender Weise auf:
Er kommt mit Frieden. Nie mehr Klagen, nie Krieg, Verrat und bittre Zeit!
Kein Kind, das nachts erschrocken schreit, weil Stiefel auf das Pflaster
schlagen.
Die Liebe geht nicht mehr verloren. Das Unrecht stürzt in vollem Lauf. Der
Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf und ruft: „Uns ist ein Kind geboren!“
Ein Kind ist uns geboren – und wir können dabei sein. Aber nicht als
unbeteiligte Zuschauer.
D. Bonhoeffer hat es einmal so formuliert:
„Wenn wir an diesem Advents- und Weihnachtsgeschehen teilnehmen
wollen, … dann werden wir selbst in diese Handlung, die da geschieht, in
diese Umkehr aller Dinge mit hineingerissen, da müssen wir mitspielen…,
da können wir uns nicht entziehen.“
Möge das Licht Christi auch uns erleuchten und „widerstrahlen“ in allem, was
wir tun.